Montag, 3. Dezember 2012

by quengelexemplar on 12/5/2012

Der berufliche Alltag im Callcenter hält so einige Überraschungen bereit. So kann es durchaus sein, dass man morgens für eine Kranken- und nachmittags bereits für eine Lebensversicherung tätig ist. Ganz schnell geht das. Oder aber man telefoniert für beide Unternehmen gleichzeitig, meldet sich mal mit dem Namen der einen, mal mit dem Namen der anderen Firma. Die paar Identitätsprobleme bekommt man schon in den Griff. Einige Kollegen sind seit heute Kundenberater für ein hoch komplexes Sachversicherungsprojekt. Auf die Frage, was denn genau ihre Aufgaben sind, zucken sie bloß ratlos mit den Schultern. Immerhin hat man sie eine Stunde lang geschult.

R. nimmt es mit vergnügter Resignation: “Was soll ich machen? Ich bin ein Esel. Ich muss tun, was man mir sagt.”

 

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Sonntag, 2. Dezember 2012

by quengelexemplar on 12/3/2012

Die linken Pärchenhälften bringen nicht viel. Das merken wir schnell. Wer beim “McDonald’s Memory” iPads, Reisen, Sofortrenten ergattern möchte, muss eine der deutlich selteneren rechten Hälften von einer der mit Fett vollgesogenen Packungen ziehen. Natürlich haben wir nur linke Hälften. Trotzdem kleben wir die Aufkleber sorgfältig in den Spielplan, so dass eine ganze Stunde vorbei ist, bis wir das Restaurant wieder verlassen. Das nächste Mal, wenn wir wieder zu McDonald’s gehen, ist die Aktion bestimmt vorbei, doch hoffen kann man ja. Ich hoffe ja auch immer auf einen Lottogewinn, obwohl ich niemals Lotto spiele.

*

<3

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Samstag, 1. Dezember 2012

by quengelexemplar on 12/3/2012

Als ich an diesem Morgen aus zersplitterten Träumen erwachte, sah ich mich in meinem Bett zu einem ungeheuren Gewitter verwandelt. Migräne, die Nachgeburt des Stress’. Und die Liebste, deren Wochenende nur aus zwei Vormittagen besteht, sieht sich um unser üppiges Pärchenfrühstück betrogen. Schmerzgewitter im Kopf, Wortgewitter in der Wohnung. Ich fliehe unter die Dusche, wo mir bald schwarz der Schmerz am Körper herunterläuft. Bevor die Liebste zur Arbeit fährt, drückt sie mir noch einen Versöhnungskuss auf die Duschwand.

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Freitag, 30. November 2012

by quengelexemplar on 12/3/2012

Unser fünftes gemeinsames Weihnachten bedeutet auch, dass unsere Adventskalender-Tradition Jubiläum feiert. Der Brauch hat fette Jahre erlebt, in denen üppige Pakete mit Süßigkeiten aus aller Herren Länder zu erfreuen wussten. Er hat aber auch magere Zeiten überstanden, in denen kleine Päckchen mit Gummibärchen ebenso viel Freude machten. Es steckte immer gleich viel Liebe darin. Auch wenn wir es natürlich zu schätzen wissen, dass wir uns derzeit offenbar in einem der besseren Jahre befinden.

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Donnerstag, 29. November 2012

by quengelexemplar on 12/2/2012

Bis die Unterschriften unter dem Mietvertrag stehen, habe ich Angst. Angst davor, dass die mündliche Zusage nur ein Missverständnis war und wir erst blutige Käfigkämpfe gegen einige Mitbewerber bestehen müssen, bevor wir dann eventuell die Wohnung zugesprochen bekommen. Angst auch davor, dass unsere Wunschvermieter einen Blick auf unsere nochmals mitgebrachten Gehaltsnachweise werfen, um uns dann mit den Worten “Ach SIE waren das?! Die armen Schlucker?! Tut uns leid, wir wollen keine Unterschicht in der Nachbarschaft!” aus dem Haus zu werfen.

Trotzdem tun wir so, als ob es um keine große Sache gehe. Ich kenne das schon, habe schließlich mal telefonisch Handyverträge vertickt: man unterhält sich nett und nebenbei wird halt noch ein Vertrag miteinander geschlossen. Wobei Sorge und Taktieren sowieso nicht nötig gewesen wären. Unsere zukünftigen Vermieter sind so freundlich wie bei unserer ersten Begegnung und das Unterschreiben ist bloß Formalität. Den Rest der guten Stunde, die wir mit ihnen im Esszimmer sitzen, sprechen wir über andere Dinge. Vor allem über Bergedorf und all die Möglichkeiten, die es uns in unserem kommenden Leben bieten wird. Die Vorfreude wächst und wächst und wird riesenhaft.

Einen Vorgeschmack auf unser zukünftiges Leben bekommen wir, als wir uns später auf der Suche nach Essbarem durch die Straßen von Bergedorf treiben lassen, um schließlich vor der Tür unseres ehemaligen Stamm-Japaners zu landen, der irgendwann zu unserem Kummer fort- und hierhergezogen ist. So feiern wir den Vertrag mit einem spontanen Sushi-All-You-Can-Eat. Und wie wir so kauend an den Fließbändern sitzen, schauen wir uns an und wundern uns, dass das Leben so perfekt sein kann.

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