Archive of published posts on September, 2012

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Dienstag, 25. September 2012

09/26/2012

Selbstbestimmt zu leben schafft fast keiner. Selbstbestimmt frühstücken ist aber schon mal ein guter Anfang.

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Ich lese aus dem Fenster der S-Bahn einen dummen Slogan. Ich ärgere mich über den dummen Slogan. Ich wundere mich. Frage mich, wieviel die Agentur für diesen dummen Slogan bekommen hat. Ich denke, dass ich mir für einen Bruchteil des Geldes einen deutlich besseren Slogan überlegen könnte. Ich überlege mir einen besseren Slogan. Und irgendwann wird mir klar, dass ich mich soeben zehn Minuten mit einem Werbeplakat befasst habe. Verdammt.

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Am Bahnhof Altona werden wir von aggressivem Geschrei begrüßt. Sämtliches Bahnhofs-Sicherheitspersonal scheint damit beschäftigt, Verkäufer zweier Imbissbuden davon abzuhalten, sich gegenseitig die Knochen zu brechen; zwei Sicherheitsleute haben es sich auf dem Rücken eines besonders aggressiven Exemplars bequem gemacht. Der Altonaer Imbissbudenkrieg. Der Stoff, aus dem BILD-Schlagzeilen gemacht sind.

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“Gab es hier schon immer eine Rolltreppe? Ich kann mich jedenfalls an keine Rolltreppe erinnern. Andererseits sieht die schon so alt aus. Na ja, sicher gebraucht gekauft.”

“Das hast du doch jetzt bloß gesagt, damit ich es in meinem Blog poste.”

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Der aktuelle Buchmarkt-Trend: Klassiker neu übersetzen und chic gebunden als den heißen Scheiß verkaufen. Könnte man suspekt und eklig finden. Aber vielleicht hatte man auch das mit dem Übersetzen damals nicht so drauf. Vielleicht ist die neue Generation Übersetzer aus einem ganz anderen Holz geschnitzt.

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Idee: Hipsterlätzchen. Der Kleckerschutz für den modebewussten, aber ungeschickten Erwachsenen, der sich sein sorgfältig zusammengestelltes Outfit nicht einsauen möchte. Hipsterlätzchen werden natürlich in den unterschiedlichsten, ansprechenden Mustern – von Karo bis gepunktet – angeboten und können auch Betrunkenen umgebunden werden, bevor ihnen ein Malheur passiert.

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Ich kann jedem nur empfehlen, sich die Americana-Folk-Mariachi-Dingsbums-Band Calexico live anzusehen. Sind die Alben schon meist ziemlich gut, kommt die wahre Größe dieser Band erst auf der Bühne zum Tragen. Unglaublich, dass es sich bloß um (derzeit) acht Musiker handelt. Der Sound hat so viel Wucht, dass es sich auch gut um die doppelte Anzahl handeln könnte. Einen guten Eindruck kann man im “Live Music Archive” vom archive.org gewinnen, wo es viele sehr gute, da offizielle Bootlegs von Calexico zum Download gibt.

Ich selbst kann mit keinem Bild- oder Video-Beweismaterial der heutigen Show aufwarten, da ich die ewige Fotografiererei und Filmerei auf Konzerten hasse wie sonst noch was. Zu viele magische Konzertmomente wurden eingetrübt, da ich sie nur durch unzählige Displays sehen konnte und ich will auf keinen Fall zu dieser Unart beitragen. Im Gegenteil: eine Lösung muss her und ich favorisiere körperliche Gewalt. There, I said it.

So kommt es jedenfalls, dass ich nur während des Soundchecks ein schüchternes Bild von Sänger Joey Burns schießen konnte, der leider zu größeren Teilen im Licht eines Scheinwerfers verschwand, weswegen ich das Bild aufwendig nachbearbeiten musste:

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Montag, 24. September 2012

09/24/2012

In punkto “Besuch der Kinder” halten es meine Eltern mit Randy Newman:

“As much as I love them,
I’m always kind of glad, when they go away.”

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“Mein Gott, warum blinkt der jetzt?!”

“Weil er die Spur wechseln will. Was glaubst du denn?”

“Ja, aber warum will er die Spur wechseln? Das ist halsbrecherisch! Alles, was man bei dieser Geschwindigkeit tut, ist halsbrecherisch! Es ist nicht natürlich, wenn Menschen sich so schnell fortbewegen!”

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Immerhin bei der Fahrt zwei gute Ideen gehabt.

1. Capri-Sonne für Erwachsene. Geschmacksrichtungen: Ingwer-Limette, Granatapfel-Pampelmuse, Holunder-Quitte. Die Packungen werden beibehalten, nur etwas stilvoller bedruckt, am besten ohne Bild, der Schriftzug gleich auf dem Aluminium. DIE Erfrischung für alle Kidults!
2. Ein reaktionärer Horrorfilm. Finsterer Skelett-Mann fährt in einem schwarzen Wagen durch die Gegend, um Jugendlichen, die gerade vom berüchtigten Wir-machen-im-Auto-rum-Hügel auf dem Weg nach Hause sind, so lange gruselig ins Seitenfenster zu
starren, bis diese von der Straße abkommen und einen (selbstverständlich tödlichen) Unfall haben. Solange, bis ich die Kirchengemeinde gefunden habe, die mir den Streifen finanziert, arbeite ich schon mal an den Storyboards.

 

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“Meine Güte, ist das eine Luft hier drinnen!”

“Was hast du denn erwartet? Hier hat seit einer Woche niemand gelüftet.”

“Aber es war doch niemand hier, der geatmet oder gestunken hat…”

“Doch! Die Wände!”

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Sonntag, 23. September 2012

09/23/2012

Ein Sonntag und die Erkenntnis, dass Katerstimmung auch etwas Schöne sein kann, wenn neben Restalkohol noch so viel Restglück im Körper ist.

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Samstag, 22. September 2012

09/23/2012

Was fällt dem Herbst ein, ausgerechnet am Tag meiner Geburstagsfeier anzufangen?

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“Lila steht dir nicht.”

“Soll ich die Jacke jetzt ausziehen und frieren?”

“Nee, am Frühstückstisch geht es ja nicht um Street Credibility.”

“Mit meiner Frühstücks-Credibility ist also alles in Ordnung?”

“Ehrlich gesagt leidet die auch gerade ziemlich.”

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“Hör’ auf, mir seitlich auf der Hüfte zu liegen, ich habe meine Helios-Mitarbeiter-Karte nicht dabei! Wenn du mir jetzt was brichst, bekomme ich im Krankenhaus keinen Obstkorb!”

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Liebe ist, für jemanden wochenlang ein Lied auf der Gitarre einzustudieren, obwohl du vorher noch nie einen Ton Gitarre  gespielt hast. Liebe ist, dir einen Song draufzuschaffen, der so gar nicht deiner Tonlage entspricht. Liebe ist, seine  Nervosität zu überwinden und diesen Song vor einer angeschickerten Feier-Meute zu performen. Liebe ist, diesen  lebensverneinende Song für ein fröhliches Geburtstagsparty-Umfeld zu wählen. Die Fragezeichen über den Köpfen der  meisten Gäste waren raumfüllend. Göttlich. Danke!

(+ Bonustrack)

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Nächtlicher Party-Dialog:

“Möchtest du einen Mohrenkopf.”

“Danke. Ich werde es später trinken.”

 

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Freitag, 21. September 2012

09/21/2012

Familienbesuch ist, wenn fremde Lebensentwürfe einem zu nahe kommen. Die Liebste beklagt sich lautstark über die mangelnde Lebensmittelauswahl – “Immer das Gleiche, immer das Gleiche!” – während sich das einsame Nutoka-Glas auf dem Frühstückstisch beschämt abwendet. Dann drückt sie am Küchenradio Programmknopf 2, weil sie Musik und keine Nachrichten hören möchte. Die auf dem anderen Sender nun, um Punkt 10 Uhr, auch an der Reihe sind. Und auf dem nächsten. Und auf dem nächsten. Ganz klar: “Die haben hier auf jedem Knopf den gleichen Sender programmiert!”

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“Du musst für dein Blog unbedingt das “Aldi Süd”-Schild fotografieren.” Die Liebste betont den Namen, als spräche sie von einem magischen Ort. Unser Einkauf zieht sich dann ziemlich in die Länge, weil wir zwischendurch eine Viertelstunde staunend vor dem Backwaren-Automat stehen. Die “Aldi Süd”-Tüte werden wir später in Hamburg wie eine Prada-Tasche tragen.

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“Die Leute denken, wir sind betrunken.
Dabei sind wir bloß Freunde.”

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