Archive of published posts on Oktober, 2012

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Dienstag, 30. Oktober 2012

10/31/2012

Was man öfter tun sollte: Firmen Beschwerdebriefe schreiben, ob mit oder ohne Grund. Vor ein paar Jahren verfasste ich zusammen mit einer Freundin eine geharnischte Epistel an Ferrero, weil in unserem Kinder Überraschung gar keine Überraschung, sondern nur ein leeres Plastikei gewesen sein soll. Voll gelogen! Und trotzdem brachte der Postbote einige Tage später einen Haufen Entschuldigungsspielzeug.

Dennoch mussten Jahre vergehen, bis wieder einmal ein Beschwerdeschreiben unser Haus verließ und diesmal mit Recht, waren doch unsere zuletzt gekauften Toastpackungen mehr Loch als Toast. Da konnte sich der Herr Goldentoast aber was anhören! Heute war dann sein Friedensangebot im Form eines Brotmessers und eines Backofenhandschuhs im Briefkasten, na gut. Der wird sich bestimmt zukünftig hüten uns so zu enttäuschen.

Schließlich sind wir jetzt bewaffnet.

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Montag, 29. Oktober 2012

10/30/2012

“Was ist los mit dir?” – “Ach, nichts. Bloß Montagsschmerzen.” Das allwöchentliche Leiden.

Zumindest bin ich stabil genug, um mich nach Ewigkeiten wieder an “Hinter all diesen Fenstern” von Tomte heranzuwagen. Während der ersten Töne stehe ich am Bahnsteig und warte auf die U-Bahn und werde dann derart von der Musik verschluckt, dass die U-Bahn vor meiner Nase hält, Leute ein- und aussteigen, die Bahn wieder davonfährt und ich erst aus meiner Trance erwache, als ich nur noch die Rücklichter sehe.

Einige Minuten später bin ich am Hafen und habe das Privileg,  bei “Du wirst unruhig, wenn du die Elbe siehst” tatsächlich auf die Elbe blicken zu können. Der Song bricht nach der Hälfte ab. Bei meinem alten Walkman wurde erst die Musik langsamer, wenn die Batterien zur Neige gingen. Die letzten Schritte zu Arbeit schleiche ich fast.

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Sonntag, 28. Oktober 2012

10/29/2012

“Was soll die Platte denn kosten?”

“15.”

“Nee, nicht bei dem Zustand. Es heißt schließlich ‘Weißes Album’ und nicht ‘Schmutziges Album’.”

(Dialog, der genau so in meinem Kopf stattgefunden hat.)

*

Wenn schon Pommes, dann mayonnaisefrei, aus Gewissensgründen. Wenn allerdings die Imbissfrau nicht richtig hinhört und die Fritten doch unter einem Haufen Mayonnaise begräbt, ist das höhere Gewalt. Da kann man nix machen.

Wer bin ich schon, dass ich beim Universum Reklamationen aufgebe?

*

“Wir hätten gerne zwei Neapolitaner und zwei von diesem komischen Zipfelmützen.”

“Zipfelmützen?”

“Ja, diese Dinger, die so spitz nach oben zulaufen.”

“Das sind doch die Neapolitaner!”

“Oh. Und wie heißen dann die eckigen Teile mit den Walnüssen oben drauf?”

“Das sind ‘Engerdinger Nussschnitten’.”

“Dann davon bitte auch noch zwei.”

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Samstag, 27. Oktober 2012

10/28/2012

Die Liebste hat eine neue, interessante Brandwunde am Arm, die sie mir zerknirscht vorzeigt.

“Guck mal! Ständig habe ich solche hässlichen Stellen!”

“Das liegt daran, dass du einfach nicht gut genug aufpasst.”

“Nein! Das liegt daran, dass ich hässlich bin!”

“Richtig! Aber erst, nachdem du nicht gut genug aufgepasst hast.”

“Ja! Weil mein Gehirn hässlich ist!”

*

Wir stolpern hungrig durch Ottensen und die knatschige Freundin lehnt sämtliche Mittagessen-Optionen, weil immer irgendwas stört und sowieso alles doof ist. Ein Glücksfall, denn so sind wir gezwungen, abseits der gewohnten Orte zu schauen.

Sieh’ an, man muss an der einen Stelle der Ottenser Hauptstraße gar nicht kehrt machen, da folgt ja noch ganz viel! In den entzückenden britischen Laden gehen wir gar nicht erst, aus Angst vor Heulkrämpfen wegen all der schönen Dinge, die wir uns nicht leisten können. Holen wir nach.

Essen gehen wir dann doch beim bekannten Asiaten mit dem fantastischen Ingwer-Tee. Es gibt ja kaum etwas Besseres als Ingwer.

*

Whiskey-Tasting – Abend 5

Endlich finden wir die Muße, mein Geburtstags-Whiskey-Tasting fortzusetzen. Nachdem ich mich in den letzten Wochen am “Famous Grouse” gütlich getan habe, brauchen meine Geschmacksnerven wieder ein bisschen Bildung. Diesmal schreibe ich Wiskey mit E, weil wir einen Exkurs zu Destillerien außerhalb Schottlands machen.

The Tyrconnell (Irland)

Süßer, leicht fruchtiger Geruch, erinnert an Birne. Geschmacklich gute Mittelklasse, zwischen Honig und Birne changierend. Meine Güte, ich drücke mich ja schon wie die Leute aus, die ich hasse. 7/10 Punkten.

Slyrs (Deutschland)

Krass, wenn man am durch den Flaschenhals riecht, erinnert er an Salzstangen, im Glas gar an salzige Kartoffelchips! Geschmacklich hat er dann eher was von Salmiak. Überraschend und gut. 8/10 Punkten.

The Glen Els (Deutschland)

Riecht nicht sehr stark, ein bisschen nach Traube. Schmeckt nach Rosinen, Rosinen, Rosinen und nach Feuer. Wahrscheinlich für härtere Menschen als mich gemacht. 6/10 Punkten.

Amrut (Indien)

Welch’ fruchtiger Geruch! Pfirsich! Auf der Zunge merke ich Pfirsich und ein bisschen Salz, im Herzen empfinde ich Wohlgefallen. 8/10 Punkten.

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Freitag, 26. Oktober 2012

10/27/2012

Vorm Haus wirft der Ginkgo wieder seine Samen ab. Ginkgo, oder wie Steffi ihn in einem Anflug kindlicher Verballhornungslust getauft hat: Stinko. Denn genau tut er: er stinkt nach Gülle. Lange habe ich die zertretenen Samen auf dem Bürgersteig für Vogelkacke gehalten und mich gefragt, was zur Hölle diese Vögel fressen müssen, um einen derart beißenden Geruch zu produzieren. Erst langsam ging mir auf, dass die eigentlich recht hübschen gelben Früchte die stinkenden Übeltäter sind.

Seitdem wir hier wohnen, bleibe ich im Herbst also noch lieber innen; es gibt ja zum Glück Lieferdienste. Manchmal schafft es der Pizzabote bis zur Tür, ohne ohnmächtig zu werden. Danach sitzen wir zusammen auf der Couch, weil er die die Strecke kein zweites Mal gehen möchte, und schimpfen über den Arschlochbaum vor der Tür. Stinko, der Superschurke der Flora.

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