Archive of published articles on Dezember 2nd, 2012

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Donnerstag, 29. November 2012

12/2/2012

Bis die Unterschriften unter dem Mietvertrag stehen, habe ich Angst. Angst davor, dass die mündliche Zusage nur ein Missverständnis war und wir erst blutige Käfigkämpfe gegen einige Mitbewerber bestehen müssen, bevor wir dann eventuell die Wohnung zugesprochen bekommen. Angst auch davor, dass unsere Wunschvermieter einen Blick auf unsere nochmals mitgebrachten Gehaltsnachweise werfen, um uns dann mit den Worten “Ach SIE waren das?! Die armen Schlucker?! Tut uns leid, wir wollen keine Unterschicht in der Nachbarschaft!” aus dem Haus zu werfen.

Trotzdem tun wir so, als ob es um keine große Sache gehe. Ich kenne das schon, habe schließlich mal telefonisch Handyverträge vertickt: man unterhält sich nett und nebenbei wird halt noch ein Vertrag miteinander geschlossen. Wobei Sorge und Taktieren sowieso nicht nötig gewesen wären. Unsere zukünftigen Vermieter sind so freundlich wie bei unserer ersten Begegnung und das Unterschreiben ist bloß Formalität. Den Rest der guten Stunde, die wir mit ihnen im Esszimmer sitzen, sprechen wir über andere Dinge. Vor allem über Bergedorf und all die Möglichkeiten, die es uns in unserem kommenden Leben bieten wird. Die Vorfreude wächst und wächst und wird riesenhaft.

Einen Vorgeschmack auf unser zukünftiges Leben bekommen wir, als wir uns später auf der Suche nach Essbarem durch die Straßen von Bergedorf treiben lassen, um schließlich vor der Tür unseres ehemaligen Stamm-Japaners zu landen, der irgendwann zu unserem Kummer fort- und hierhergezogen ist. So feiern wir den Vertrag mit einem spontanen Sushi-All-You-Can-Eat. Und wie wir so kauend an den Fließbändern sitzen, schauen wir uns an und wundern uns, dass das Leben so perfekt sein kann.

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Mittwoch, 28. November 2012

12/2/2012

Obwohl ich bereits vor vielen Jahren sämtlichen strafrechtlich relevanten Aktivitäten abgeschworen habe, um mir fortan nur noch reine  Gesetzestreue in die Nase zu ziehen, kann ich immer noch nicht ohne ungutes Gefühl an Polizisten vorbeilaufen. Und obwohl die Zeiten, in  denen in denen ich mich vorm Briefkasten fürchtete, weil er mir immerzu Mahnungen vor die Füße spuckte, lange vorbei sind, treiben mir Schufa- Abfragen immer noch kalten Angstschweiß auf die Stirn. Besonders heute, da nicht die Finanzierung eines Computers, sondern der Mietvertrag für  eine wunderschöne Wohnung davon abhängt. Dass die Auskunft exzellent ist, ist eigentlich nicht weiter verwunderlich. Trotzdem komme ich aus dem  Staunen nicht heraus.

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