Archive of published posts on Dezember, 2012

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Mittwoch, 5. Dezember 2012

12/8/2012

Was für ein Eiertanz! Seitdem unser angsteinflößender It-Mensch mit der donnernden Stimme, dem grimmigen Gesicht und der riesenhaften Gestalt mich neulich gefragt hat, was ich denn gegen ihn habe – ich gucke wohl immer komisch, wenn ich ihn sehe – versuche ich immer krampfhaft nicht “Töte mich nicht!”, sondern “Ach, schau an, der liebe Kollege!” zu denken, wenn wir uns auf dem Flur begegnen. Das Ergebnis ist jedes Mal verheerend: meine Gliedmaßen verheddern sich, mein Lächeln gefriert, ich laufe irgendwo gegen und der Kollege fühlt sich noch ein Stückchen weniger wertgeschätzt ob dieser Reaktion.

Heute schon wieder: ich schlendere, ein belegtes Brötchen kauend, durch den Gang, als plötzlich ein riesiger Schatten aus dem IT-Büro tritt. Mit vollem Mund und erstickter Stimme krächze ich ihm ein “Mahlzeit!” entgegen und stoße dann frontal mit der Datenschutztonne zusammen. Getroffen atmet er tief ein, um mir dann demonstrativ freundlich “Guten Appetit! Lass’ es dir schmecken!” hinterherzurufen. Ich bedanke mich ebenso demonstrativ freundlich, aber mit zitterndem Timbre und wir wissen beide, dass mein “Ja, danke schön!” nichts anderes als “Lass mich bitte am Leben!” zu bedeuten hat.

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Dienstag, 4. Dezember 2012

12/5/2012

Ein Tag wie im Schützengraben, an dem Salven über Salven von Fragen auf dich niederprasseln. Einige Gespräche zerreißen dich fast.

Das Krankenhaus aus Philadelphia, das den Versicherungsumfang einer Versicherten erfragen möchte. Und du verhedderst dich heillos im deutschen Gesundheitssystem und dem englischen Fachvokabular, bis nur stotterndes Schweigen und dein hochroter Kopf übrig sind. “Do we have the possibility to call you back?”

Am Ende, schon im Mantel, stellst du zitternd dein Glas auf statt in die Spülmaschine und musst dich von B. anpampen lassen, ob du das zu Hause auch so machst. Dann brichst du ihm die Nase.

Die wirst ihm an diesem Abend noch ziemlich häufig die Nase brechen.

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Montag, 3. Dezember 2012

12/5/2012

Der berufliche Alltag im Callcenter hält so einige Überraschungen bereit. So kann es durchaus sein, dass man morgens für eine Kranken- und nachmittags bereits für eine Lebensversicherung tätig ist. Ganz schnell geht das. Oder aber man telefoniert für beide Unternehmen gleichzeitig, meldet sich mal mit dem Namen der einen, mal mit dem Namen der anderen Firma. Die paar Identitätsprobleme bekommt man schon in den Griff. Einige Kollegen sind seit heute Kundenberater für ein hoch komplexes Sachversicherungsprojekt. Auf die Frage, was denn genau ihre Aufgaben sind, zucken sie bloß ratlos mit den Schultern. Immerhin hat man sie eine Stunde lang geschult.

R. nimmt es mit vergnügter Resignation: “Was soll ich machen? Ich bin ein Esel. Ich muss tun, was man mir sagt.”

 

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Sonntag, 2. Dezember 2012

12/3/2012

Die linken Pärchenhälften bringen nicht viel. Das merken wir schnell. Wer beim “McDonald’s Memory” iPads, Reisen, Sofortrenten ergattern möchte, muss eine der deutlich selteneren rechten Hälften von einer der mit Fett vollgesogenen Packungen ziehen. Natürlich haben wir nur linke Hälften. Trotzdem kleben wir die Aufkleber sorgfältig in den Spielplan, so dass eine ganze Stunde vorbei ist, bis wir das Restaurant wieder verlassen. Das nächste Mal, wenn wir wieder zu McDonald’s gehen, ist die Aktion bestimmt vorbei, doch hoffen kann man ja. Ich hoffe ja auch immer auf einen Lottogewinn, obwohl ich niemals Lotto spiele.

*

<3

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Samstag, 1. Dezember 2012

12/3/2012

Als ich an diesem Morgen aus zersplitterten Träumen erwachte, sah ich mich in meinem Bett zu einem ungeheuren Gewitter verwandelt. Migräne, die Nachgeburt des Stress’. Und die Liebste, deren Wochenende nur aus zwei Vormittagen besteht, sieht sich um unser üppiges Pärchenfrühstück betrogen. Schmerzgewitter im Kopf, Wortgewitter in der Wohnung. Ich fliehe unter die Dusche, wo mir bald schwarz der Schmerz am Körper herunterläuft. Bevor die Liebste zur Arbeit fährt, drückt sie mir noch einen Versöhnungskuss auf die Duschwand.

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