Freitag, 9. November 2012
11/11/2012Ich bin nachlässig in der Pflege meiner Wohnung, meiner Gesundheit, meiner Freundschaften. Einem wahrhaft unordentlichen Menschen ist die Angst vor unerwartetem Besuch ein steter Begleiter. Immerhin ist die Furcht nicht allzu groß, wenn man ebenso unorganisiert bei der Pflege seiner Kontakte ist. Mein Weg ist gesäumt von verdorrten Freundschaften; teilweise schon als zartes Pflänzchen eingegangen, teilweise als bereits blühender Garten ausgetrocknet. Manchmal stimmt es mich traurig, doch einsam fühle ich mich nie. Mein Hirn erzählt sich selbst die tollsten Geschichten. Und vor allem ist ja SIE da und bleibt.
Die liebsten Freundschaften sind die, an die man auch nach jahrelangem Schweigen wieder anknüpfen kann, kein böses Blut, als hätte es all die funkstille Zeit nicht gegeben. Der Unorganisierte verdankt den sozialen Netzwerken viel. Seine Freunde sind immer ein Zimmer weiter, bis der richtige Moment da ist, um stundenlang zu reden, über Heute, über Früher, über das lichtere Haar, den gewachsenen Bauchumfang, wie Vertraute, die sich zuletzt vor ein paar Tagen voneinander verabschiedet haben.