Archive of published articles on November 25th, 2012

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Freitag, 23. November 2012

11/25/2012

Als ich “Die Mission e.V.” erreiche, ist es schon kurz vor Beginn der Veranstaltung, doch wahrscheinlich bin ich hier sowieso falsch. Ich muss hier falsch sein, denn auf dem Hof vor dem angeblichen Austragungsort warten keine kulturbeflissenen Hamburger auf den Beginn einer Lesung, sondern es wird aus einem großen Topf dampfendes Essen an mehr oder weniger versehrte Menschen ausgegeben. Mir ist unangenehm, durch diese Szenerie zu laufen; ich fühle mich, als ob ich in die Intimsphäre der Obdachlosen eindringe und ich habe ein bisschen Angst, vor diesen humpelnden, heiseren Gestalten. Also laufe ich zunächst wieder auf die Straße, um Daniel anzurufen und nachzufragen, wo ich denn wirklich hin muss und kurze Zeit später tritt er vom Hof auf die Straße, um mich in das eben doch richtige Haus zu eskortieren.

In diesem Aufenthaltsraum, vor einem gemischten Publikum aus vom Armen und Priviligierten, geben Blogger und Poetry Slammer heute Texte zum Besten. “Die Mission e.V.”, die diesen Abend ausrichtet, hat sich auf die u.a. auf die Fahne geschrieben, Menschen kulturelle Angebote zu machen, die sich sonst nichts derartiges leisten können. Es wird ein launig-lustiger Abend, mit einigen Highlights und skurrilen Situationen, wie sie wohl nur in diesem Umfeld möglich sind. Während Jan-Wilhelm Schund mit Verve von den nie stattfindenden Abenteuern des prokrastinierenden “Commander Morgen” berichtet, hört man von der Seite laut vernehmliches Schnarchen und Daniel Decker muss während seines Auftritts gegen mürrisches Gemurmel anreden. Am Ende erfahren die Auszüge aus seinem Einhorn-Epos trotzdem die angemessene Anerkennung, genau wie alle andere Lesenden und das zu Recht. Zum Schluss muss gar textfrei improvisiert werden, weil man den Abend nicht enden lassen möchten. Doch so sehr ich es mag, so sehr bin ich auch froh, irgendwann wieder fortgehen zu können.

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Donnerstag, 22. November 2012

11/25/2012

“Neu ist immer besser.” Barney Stinson hätte an diesem Tag seine helle Freunde gehabt. Hier die Top 4 der Dinge, die sich heute in meinem Leben geändert haben, in aufsteigender Reihenfolge:

Platz 4
Ich habe neue Puschel für meine Headset-Hörer. Das mag erst mal nicht spektakulär klingen, aber in einem Callcenter dreht sich naturgemäß viel um diese Dinger. Außerdem verbuche ich es als persönlichen Triumph, dass ich mich endlich in das Büro unseres grimmigen IT-Menschen mit der Donnerstimme getraut habe, um nach der Headset-Umpuschelung zu fragen. Wird verbucht unter “charakterliche Weiterentwicklung”.

Platz 3
Wir haben einen neuen Mitarbeiter. Das hätte ich jetzt gar nicht erwähnenswert gefunden, wenn man mir nicht das Privileg verliehen hätte, ihn auszubilden. Erstaunlich, dass ich mich die Hälfte der Arbeitszeit in Hass und Agonie winden kann und dennoch für befähigt gehalten werde, neue Angestellte für den harten Arbeitsalltag fit zu machen. Ich bin wohl leider gut. Nicht, dass es mich besonders stolz machen würde, talentiert für einen Niedriglohn-Job zu sein.

Platz 2
#NeuerMensch ist heute geboren wurden. Wobei #NeuerMensch nur der Arbeitstitel war, den Reike und Podcast-Partner Tammo in den letzten Monaten ihrem Kind gegeben haben. Zur Veröffentlichung wurde dann endlich der richtige Name bekanntgegeben: Mientje. Wie schön und ungewöhnlich! Ich bin sehr darauf gespannt, sie persönlichen kennenzulernen. Natürlich ist dies’ eine Änderung, die mein Leben nur indirekt betriff, weswegen das Wunder der Geburt nur den zweiten Platz eingeräumt bekommt.

Platz 1
Die Top-Position verleihe ich dagegen dem Wunder, in Hamburg eine neue Wohnung gefunden zu haben. Genau das haben wir geschafft, wie mir Steffi völlig euphorisiert in der Mittagspause mitteilte. Ich hatte mich schon innerlich damit abgefunden, gegen die Konkurrenz sicherlich nicht bestanden zu haben und trauerte bereits prophylaktisch um dieser tolle Wohnung in dem malerischen Stadtteil. Anscheinend hat die nette E-Mail nebst süßem Hundebild doch den Unterschied gemacht. Ich freue mich maßlos und tagträume intensiv von dem neuen Leben, was uns ab Februar erwartet. Auch wenn ich gleichzeitig Angst vor all den Mühen und Unwägbarkeiten habe, die dies’ alles mit sich bringt. Es gibt ja Untersuchungen darüber, wie traumatisch Umzüge sein können. Doch jetzt gerade sollen lieber Träume statt Traumata mein Herz erfüllen.

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