Unsere hoffentlich zukünftige Vermieterin hat keinen Bock. Man sieht ihr an, dass sie sich in den letzten Tag intensiver mit Mietercasting beschäftigt hat, als es ihrer seelischen Gesundheit zuträglich war. Aber nun sind wir schon mal hier und da führt sie uns auch tapfer durch die Wohnung unserer Begierde.
Wo wir jetzt wohnen, wohnen wir nicht schlecht. Man wird nicht viele Unterkünfte finden, die zugleich so günstig und zentrumsnah sind. Und die Nachbarn sind sehr verträglich, was ein nicht zu unterschätzender Faktor ist. Ich weiß das, seitdem mir mal ein Nachbar gedroht hat, die Türe einzutreten.
Wo wir jetzt wohnen, wohnen wir aber auch nicht gut. Die diversen Schulen in der Nähe sorgen für die stetige Anwesenheit kleiner Schmutzfinken, deren Müll der Hund mit Begeisterung aus den Gebüschen zieht. Außerdem leben wir beengt. Im briefmarkengroßen Badezimmer kann man sich gleichzeitig überm Waschbecken die Zähne putzen, auf der Toilette sitzen und sich in der Dusche die Füße waschen. In der Küche bringen wir keine Spülmaschine unter. Seitdem der Kühlschrank langsam den Geist aufgibt und wir kein anderes Exemplar finden, dass in der Küche Platz findet, hat unsere Immobiliensuche intensive Ausmaße angenommen.
Da die Wohnungsnot in Hamburg schon sprichwörtlich ist, kann diese Suche eine müßige Sache sein. Selbst wenn du alle Immobilienplattformen und alle guten Geister bemühst, gibt es im Grunde nur ein Rezept: unverschämtes Glück.
Und so laufen wir, uns selbst Daumen drückend, durch diese großzügige Wohnung und versuchen, uns das scheußliche Vormietermobiliar wegzudenken. Was da noch übrig bleibt, ist außerordentlich toll. Fast schon ein Traum. Hier hätten wir endlich Platz, für alles, was uns so vorschwebt. Eine Minibar, wilde Tänze! Und eine Badewanne gibt es auch! Während wir uns so durch die Räume schwärmen, taut auch die Vermieterin angesichts unseres Strahlens langsam auf.
Später sitzen wir noch in ihrer Küche, ihr Mann und ihr hyperaktiver Hund gesellen sich dazu und es es entwickelt sich ein richtig nettes Gespräch. Faire Leute sind da, keine Miethaie. Die wollen nur zuverlässige Menschen in ihrem Haus, was ich verstehen kann. Unsere Gehaltszettel können da leider nicht ganz so viel Sicherheit geben. Trotzdem: sie kann sich durchaus vorstellen, uns die Wohnung zu geben. Uns und 4 anderen. An der Türe verabschiedet sie uns mit: “Schön, Sie kennengelernt zu haben.”
Wenig später laufen wir durch die beschaulichen Straßen Bergedorfs mit all seinen Restaurants, Cafés und alten Häuschen und träumen von einem neuen Leben hier. Ein Leben, auf das wir eine immerhin 20prozentige Chance haben.